Nachdem die Kollegin Jessika Fichtel bereits den Gründer von Jobsheet.de im Interview hatte, wollen wir heute ein anderes Startup genauer unter die Lupe nehmen. Wie konnte getLaunched diesmal helfen? Was bedeutet diese Hilfe für die Gründer? Entdecken Sie es selbst in 10 spannenden Fragen mit Yves Prodorutti, Gründer und Geschäftsführer von Hygienics.ch
1. Herr Prodorutti, welche Idee steckt hinter Hygienics.ch?
Es geht um ein bekanntes Alltagsproblem. Viele von uns kennen die Situation, dass wir nach dem Hände

waschen den Türgriff nicht anfassen möchten. Tatsächlich sind Türklinken voller Viren und Bakterien. Mit unserem Jungunternehmen Hygienics.ch haben wir endlich eine komfortable und effiziente Lösung für diese Problemstellung entwickelt. Mit unserem Produktset, der sogenannten hyShell, können Räume, beispielsweise Toiletten, ganz ohne Hautkontakt betreten und verlassen werden.
Herzstück des Sets bildet eine Art Muschel, die an der Unterseite einer Türe angeklebt wird. Ein speziell gestalteter Einsatz wird im Türrahmen integriert und verhindert das Arretieren des Türschlosses. Ab diesem Zeitpunkt ist es möglich, Türen bequem per Fuß aufzuziehen. Ein automatischer Türschließer (in vielen Räumen bereits installiert) schließt die Türe anschließend wieder und hält diese geschlossen. Aufgrund der Eigenschaft, dass sämtliche Komponenten angeklebt werden, sind die Einsatzmöglichkeiten beinahe unbegrenzt. Wir hoffen folglich, zukünftig viele Unternehmen mit der hyShell unterstützen zu können.
2. Wie kam es zu dieser Geschäftsidee?
Regelmäßig konnten wir Personen beobachten, die sich vor Türklinken ekeln oder ein unangenehmes Gefühl empfinden. Sie versuchen Türen akrobatisch mit dem Ellbogen zu öffnen oder nehmen ein zusätzliches Stück Papier, welches sie anschließend umständlich mit sich tragen oder noch versuchen den Mülleimer zu treffen. All diese Anstrengungen nur um den Türgriff nicht anfassen zu müssen. Wir recherchierten und fanden heraus, dass diverse Studien eindrücklich belegen, dass Türgriffe tatsächlich Bakterienherde darstellen. Krankheitserreger können bis zu 24 Stunden aktiv bleiben. Weitere Umfragen zeigten, dass sich viele Personen (Frauen wie Männer) nicht regelmäßig die Hände waschen.
Diese Erkenntnisse in Kombination, ebnen den Weg für Krankheitsübertragungen.
Weiter mussten wir feststellen, dass bisher keine passablen Lösungen erhältlich sind. Automatische Schiebetüren beispielsweise sind in der Anschaffung und im Unterhalt viel zu aufwändig. Aus diesem Grund entschlossen wir uns, einen eigenen Lösungsansatz zu entwickeln. Das Endprodukt soll dabei verhältnismäßig günstig in der Anschaffung und problemlos selbständig installierbar sein. Ferner darf die Türe nicht beschädigt werden (bspw. durch Bohren). Dies war ein entscheidendes Kriterium, da sich viele Firmen mit ihren Räumlichkeiten in einem Mietverhältnis befinden.
Nach rund zweijähriger Entwicklungszeit und einigen Praxistests können wir heute die hyShell präsentieren, welche die genannten Anforderungen auf elegante Weise erfüllt und in Bezug auf Design, Funktionalität und Qualität überzeugt.
3. Was war die größte Hürde im Gründungsprozess?
Der Gründungsprozess an sich verlief relativ unspektakulär. Bereits in einer frühen Phase der Entwicklung war für mich klar, dass ich tüftle, zeichne und teste, bis ich ein akzeptables Ergebnis vorweisen kann. Aus diesen und finanztechnischen Überlegungen (die Entwicklungsphase war sehr kostenintensiv) wurde Hygienics.ch bereits im Jahr 2013 gegründet. Der aktive Marktauftritt mit der hyShell besteht allerdings erst seit wenigen Monaten.
Die größte Herausforderung – eine erfolgreiche Lancierung – steht uns noch unmittelbar bevor. Wir freuen uns darauf und sind gespannt.
4. Also steht jetzt die Lancierung im Fokus?
Ja. Aufgrund von Kundenfeedbacks im Rahmen einer erfolgreichen, mehrmonatigen Testphase haben wir im Sommer letzte entscheidende Optimierungen vorgenommen und stehen mit der hyShell unmittelbar vor der Markteinführung. Auch unsere Webseite www.hygienics.ch haben wir komplett überarbeitet.
In den nächsten Monaten versuchen wir, potenzielle Kunden zu kontaktieren und die hyShell vor Ort vorzustellen. Unsere Erfahrung aus bisherigen Gesprächen zeigt, dass wir mit der hyShell einen Nerv treffen. Das Bedürfnis ist vorhanden und die Resonanz überraschend positiv. Wir beobachten aber auch eine natürliche Hemmschwelle gegenüber neuartigen Produkten. Diese zu überwinden ist sehr anspruchsvoll. Wir suchen also Unternehmen, die vom Nutzen der hyShell überzeugt sind, etwas Neues wagen und in dieser Form ihren Mitarbeitenden, Kunden und Gästen einen Mehrwert bieten möchten.
5. Welche Vorteile bietet hyShell? Welche Kunden profitieren davon?
Grundsätzlich können sämtliche Unternehmen und Institutionen profitieren. Für einzelne Branchen lassen sich aber definitiv zusätzliche Vorteile hervorheben, weshalb wir folgende Zielgruppen unterscheiden:
Im Gesundheitswesen werden Menschen behandelt und gepflegt. Besucher, Patienten und Mitarbeitende teilen sich auch neben den Toiletten an vielen Orten die Türklinken. Dies kann zu Krankheitsübertragungen führen, welche besonders im Gesundheitswesen gefährlich sind. Hier kann die hyShell eine simple und effektive Lösung darstellen und beispielsweise in einem Spital einen Beitrag zur ganzheitlichen Spitalhygiene leisten. Hier greift zudem ein weiterer Vorteil der hyShell. Türen können weiterhin herkömmlich geöffnet werden, also auch von Personen mit einer körperlichen Einschränkung.
In der Gastronomie werden Lebensmittel verarbeitet. Hierbei kann die hyShell die internen Hygienemaßnahmen ideal ergänzen. Zumal im Küchenbereich auch volle Hände ein Grund für den Einsatz einer hyShell anbietet. Ferner ist der Zustand der Toiletten ein Aushängeschild für Gastronomiebetriebe. Hier setzt die hyShell an und überrascht die Gäste positiv, indem ihnen auf eine elegante Art eine Lösung für ein bekanntes Problem angeboten wird.
Sämtliche Unternehmen außerhalb der erwähnten Branchen können ebenfalls von der hyShell profitieren. In Betrieben verursachen Grippewellen etliche Krankheitstage und Absenzen, die für Mitarbeitende unangenehm sind, aber auch für die Unternehmung zu finanziellen Folgen führen. Türgriffe sind Gegenstände, die mitunter am häufigsten mit Arbeitskollegen geteilt werden. Somit wäre es dank der hyShell ein leichtes, diesen potenziellen Übertragungskanal von Krankheitserregern auszuschalten.
Ähnlich lassen sich diese Vorteile auch für öffentliche Bereiche wie Einkaufszentren, Bahnhöfe, etc. anwenden. Die Einsatzmöglichkeiten sind wie eingangs erwähnt sehr vielfältig.
6. Was ist für die Zukunft geplant? Geben Sie uns einen Ausblick.
Mit der hyShell bedienen wir ein weltweit beobachtbares und vorherrschendes Bedürfnis. Entsprechend möchten wir auch Unternehmen in fernen Ländern mit unserem Produkt unterstützen. Hierfür sind wir aber auf erfahrene und gut vernetzte Partner angewiesen. Parallel versuchen wir in Eigenregie, die hyShell und Hygienics.ch im Schweizer Heimmarkt bekannter zu machen.
7. Wer steckt außer Ihnen hinter dem jungen Unternehmen?

Wir sind ein dreiköpfiges Team. Seit rund einem Jahr unterstützt uns Leandro Aeschlimann. Aufgrund seiner Erfahrung und Ausbildung koordiniert er die Finanzen und hat Stärken im Prozessmanagement. Seit dem Frühjahr 2015 ergänzt uns zudem Batuhan Yilmazer. Batu ist unser Profi für die IT-Infrastruktur und kümmert sich um das Marketing, insbesondere auch um unsere Webseite und Social Media Kanäle.
8. Was haben Sie vor Hygienics.ch getan?
Vor der “Hygienics.ch”-Zeit war ich für einen Wirtschaftsverband tätig und für Projekte im Bildungsbereich mitverantwortlich. Berufsbegleitend habe ich Betriebsökonomie studiert. Von der Erfahrung im Projektmanagement konnte ich besonders in der Aufbau- und Entwicklungsphase profitieren.
9. Was bedeutet die Zusammenarbeit mit getLaunched für Sie?
getLaunched ist eine tolle Plattform für angehende Unternehmerinnen und Unternehmer. Die Selbstreflexion und strukturierte Analyse anhand des 7-Schlüssel-Modells führt zu wichtigen Erkenntnissen und hilft, eventuelle Defizite frühzeitig zu identifizieren oder das eigene Angebot entsprechend zu optimieren. Ferner ist es immer wieder spannend, Teammitglieder von getLaunched anzutreffen und sich mit ihnen auszutauschen.
10. Was würden Sie – abschließend – anderen Gründern mit auf den Weg geben?
Wenn ihr von einer Idee überzeugt seid, bleibt am Ball, führt Gespräche, erstellt ein Konzept und prüft besonders den Kundennutzen. Hierfür lassen sich in der breiten Gründerszene zahlreiche Hilfsmittel und Plattformen finden. Profitiert von Erfahrungsberichten und tauscht Euch mit anderen Jungunternehmern aus. Dies hat auch uns sehr geholfen.
Aus meiner Sicht ist es zudem wichtig, möglichst frühzeitig Gespräche mit Zielkunden zu führen. Diese Erkenntnisse und Rückmeldungen werden entscheidende Hinweise liefern. Wenn man ein physisches Produkt herstellen möchte, empfehle ich, zeitnah Muster oder Prototypen zu produzieren und diese in einem praxisnahen Umfeld zu testen. Auch hiervon haben wir besonders stark profitiert.
Vielen Dank für das Gespräch.